Knights of Honor 2 Test
Werde zum König und erringe in diesem Echtzeit-Grand-Strategy-Spiel die Kontrolle über das mittelalterliche Europa.
Titel: Knights of Honor II: Sovereign
Genre: Simulationen, Strategie
Entwickler: Black Sea Games
Publisher: THQ Nordic
Franchise: Knights of Honor
Veröffentlichung: 6. Dez. 2022
Beginn Test zu Knights of Honor 2
Knights of Honor 2 ist ein großes Strategiespiel, welches für sich alleine stehen kann und seinen Vorgänger zum Vorbild genommen hat. Ansätze aus Genre-Vertretern wie Crusader Kings 3 und dem Total War Franchise sind vorhanden und somit steht dem Erobern sowie Verwalten der Provinzen und Ländereien einem nichts mehr im Wege. Das Spiel ist pausierbar und in Echtzeit, es hat keine Rundentaktik.
Doch bevor einem das eigene Königreich empfängt, hat man viele Einstellungsmöglichkeiten zu Beginn einer Kampagne und es ist möglich vieles nach seinen eigenen Wünschen anzupassen. Die Schwierigkeit sowie die startende Zeitepoche lässt sich entsprechend einstellen. Neben der Wahl eines gesamten Königreiches ist es auch möglich innerhalb eines Königreichs ähnlich wie in Crusader Kings eine kleinere Provinz zu übernehmen und somit seinen Aufstieg etwas schwieriger zu gestalten. Leider wurde hier versäumt, dass bei der Provinz-Auswahl, selbst vorerst nur ein kleiner Vasall des übergeordneten Reiches ist. In meinem Beispiel von Schottland – wo ich mit Edinburgh gestartet hatte und unabhängig von Schottland agierte und sogar mit Schottland mich diplomatisch auseinandersetzen musste. Ebenso war ich dann entsprechend von der Provinz Edinburgh ein König, statt nur ein kleiner Fürst und Vasall vom eigentlich übergeordneten Schottland. Zusätzlich gibt es bedauerlicherweise keine interessanten historischen Ereignisse oder besondere Zufallsereignisse im Laufe des Spiels, die eingebunden wurden. Einzige Unterschiede für einen Wiederspielwert ergibt sich lediglich nur aus der Wahl eines anderen Reiches, der Religion oder der Zeitepoche und daraus resultierenden Start Gegebenheiten. Das Spiel endet, wenn man seine eigenen eingestellten Ziele erreicht hat oder aber eines der großen Weltherrschaftsmöglichkeiten sowie König und Königsreichseigenschaften errungen wurde. Die anderen Großmächte wählen entsprechend einen zum Sieger oder andere Großmächte gewinnen vor einem selbst das Wettrennen.
Testvideo Yorick Aurelius
Knights of Honor II: Sovereign hat den Tiefgang, den sich Spieler wünschen, und ist gleichzeitig ein Einstieg in das Grand-Strategy-Genre. Diese lebendige Miniaturversion der Welt wartet nur darauf, erobert zu werden. Wähle deinen königlichen Hof mit Bedacht und lenke das Schicksal deines Volkes, sei es Reichtum, Eroberung, Intrigen, Handel oder Niederlage! Hebe Armeen aus, um dein Land zu verteidigen oder Krieg zu führen – und stürze dich in actionreiche Echtzeitschlachten. Der Weg steht dir offen: Werde zum Souverän deines Volkes.
Steam Page | THQ Nordic
Einstieg | Grafik & Bedienbarkeit
Positiv anzumerken ist auf jeden Fall der freundliche Einstieg sowie gute Lernkurve für Einsteiger dieses Genres und selbst kommt man trotz einem nicht wirklich vorhandenen Tutorial gut mit den Grundmechaniken zurecht. Dennoch hätte ich mir ein besseres Tutorial und weitreichendere Erklärungen gewünscht, die tiefer vor allem für Veteranen gehen statt einer drögen Texteinführung, die nicht alles erklärt.
Darüber hinaus ist die gute grafische Darstellung, gute Soundtrack Untermalung, die komplette Deutsche Vertonung, mit einem guten Sprecher, der intuitiven Menüführung, plausiblen Menüstrukturen sowie die vielen Möglichkeiten der Kartenansichten besonders positiv hervorzuheben. Nicht selten verliert sich so manch ein Strategieliebhaber in solchen Titeln in großen Menübäumen und sieht die Karte und seine eigenen Taktiken vor lauter Menüs nicht mehr. Knights of Honor 2 hat diese Hürde gut gemeistert und sieht dabei auch noch gut aus.
Vor allem das Baumenü und Rohstoffmenü, welches eines der zentralen Bestandteile im Spiel sind, funktionieren gut und bauen ineinander auf. Bevor eine Provinz stärkere gepanzerte Einheiten rekrutieren kann, wird eine bessere Waffenschmiede benötigt, die auf eine einfache Kaserne aufbaut. Genauso haben auch unterschiedliche Provinzen historisch im Kontext neben den vorhandenen Rohstoffen auch interessante Spezialeinheiten. Dazu später mehr.
Bauen & Einheiten
Erweiterungen in den jeweiligen Gebäudestrukturen haben entsprechend höhere Anforderungen und es gilt langfristig zusätzlich für diese an die benötigten Rohstoffe zu gelangen. Je nach Provinz, wie vorhin erwähnt, gibt es unterschiedliche Rohstoffvorkommen. Eine Küstensiedlung hat entsprechend eine bessere Anbindung an Salzvorkommen und Fisch, wohingegen tiefe Wälder wertvolle Rohstoffe für die Fässer ermöglichen, um die Häfen besser ausbauen zu können.
In Knights of Honor 2 ist dieser Waren und Baustruktur Kreislauf besonders gelungen und es macht Spaß durch Handel oder Eroberungen Stück für Stück sein Imperium darauf auszubauen und motivierend zu erweitern. Das Schöne ist, dass Verbesserungen eines Gebäudes nicht immer wieder neu in anderen Provinzen erbaut werden müssen, sondern die Verbesserungen für das gesamte Königreich gelten und auch zukünftige Provinzen. Lediglich das Grundgebäude wie Schule oder der Marktplatz müssen nur noch gesetzt werden.
Neben den verschiedenen Rohstoffvorkommen ermöglichen auch manche Provinzen gewisse Spezialeinheiten. Von den typischen Langbogenschützen in Wales und England, über die Highlander mit ihren breiten Schwertern bis hin nach Jerusalem, wo auch der Deutschritterorden oder Kreuzfahrer ihre eigenen Besonderheiten mitbringen. Dies gibt neben dem typischen Schere-Stein-Papier prinzip eine gewisse zusätzliche taktische Nuance und ermöglicht ein wenig mehr Vielfalt. Bogenschützen sind schwach gegen die Kavallerie, wohingegen die Sperrkämpfer die Kavallerie schnell in die Flucht schlagen. Dennoch sind leider die Schlachten und der Krieg kein gutes Paradebeispiel in Knights of Honor 2, da sind die Schlachten in Total War etwas ansprechender. Nicht nur grafisch ist es ein kleiner Rückschritt gegenüber der tollen Strategiekarte, sondern auch die taktische Einfachheit und dem leichteren Auskontern der KI schmälern den guten Gesamteindruck. In einer Schlacht, die auch wahlweise automatisch ausgeführt werden kann, gilt es entweder die Eroberungspunkte einzunehmen, den gegnerischen General zu besiegen oder die Moral des Feindes zu brechen. Nicht selten, war der Hochmut des gegnerischen KI-Generals trotz eigener Unterzahl positiv zu einem Sieg beitragend. Hier hoffe ich auf einen Patch, der den General etwas vorsichtiger in Schlachten agieren lässt, um nicht Hals über Kopf seinen heroischen Tod herbei zu sehnen. Auch die Belagerungsschlachten spielen wenig im Gewicht, da diese oftmals eher automatisch ausgeführt werden oder aber die Feinde aus der Burg herauskommen und Belagerungsgeräte recht aufwendig durch Fähigkeiten zu beschaffen sind.
Fähigkeiten | Hofbeamte
Apropo Fähigkeiten und General. Kommen wir nun auf die weiteren besonderen Eigenschaften von Knights of Honor 2 – Wir können zunehmend Berater sowie Ritter, Familienmitglieder und enge Vertraute an unseren Hof erwerben, diese sind oben markiert und gezeigt, die unterschiedliche Aufgaben und Fähigkeiten mit sich bringen. Die eigene Familie altert und der König stirbt entsprechend durch Altersschwäche oder einen anderen unnatürlichen Tod. Der Erbe übernimmt entsprechend dann das Zepter. Die gekauften Ritter und Vertraute hingegen altern nicht wirklich und können vorwiegend nur durch den Feind in der Schlacht oder Gefängnis sterben.
Aufgaben eines Kaufmannes beispielsweise ist das Einnehmen von Gold durch Handeln, wohingegen ein Priester wohlwollend die Bevölkerung unterstützt oder auch neue Provinzen eingliedern kann, ohne dass Gewalt genutzt werden muss. Ein Spion spioniert und kann auch Aufstände in anderen Reichen entfachen. Ein Diplomat verbessert die Beziehungen mit Nachbarn und der Marschall kann Truppen und Armeen befehligen. Diese Mechanik, dass nur eine bestimmte Anzahl an Adeligen möglich ist, ist ein wenig erfrischend und etwas anders gedacht. Hier gilt ein gesunder Mix, um entsprechend seinem Reich gut verwalten zu können. Auch sind somit keine unendlichen Armeen möglich und kluges aushalten ist dadurch die Devise. Auch kann ein Königreich dadurch sein Schwerpunkt besser definieren – viele Kaufleute und Händler ermöglichen hohe Einkommen und das Verbessern auf der Rangliste dahingehend, wohingegen mehrere Generäle die Armeen effektiv in die gewaltsamen Eroberungen oder Verteidigungen führen, andere Möglichkeiten bieten.
Mithilfe der Bücher, die eine weitere Ressource darstellt neben den gängigen Recourssen Gold, Frömmigkeit, Handelsvolumen, Nahrung und Rekruten für die Armee, ist es möglich, die Charaktere zu verbessern und neue Eigenschaften erlernen zu lassen. Bessere Eigenschaften höher Stufen kosten entsprechend mehr Recourssen.
Ebenso lassen sich Fähigkeiten ab der maximalen Stufe 3 auch dauerhaft in ein Königreich eingliedern, um eine Art Kultur sowie Tradition bilden zu können. Diese dauerhaften Boni haben entsprechend ihrer Eigenschaften andere Verbesserungen für das gesamte Königreich.
Zusätzlich gibt es oben Links im Menü auch eine Zufriedenheitsanzeige und die Kronautorität. Hier ergibt sich das einfache Prinzip, desto höher die Kronautorität umso mehr Einfluss auf das Land und den Steuern. Sind die Untergebenen, vor allem die Bauern glücklich, werden Rebellionen oder anderes verhindert.
Diplomatie
Kommen wir aber nun zur Diplomatie und dem Heiraten, die ebenso ein Herzstück eines großen Strategiespiels sein sollte, hier schwächelt Knights of Honor 2 leider ebenso. Zwar ist die Schriftrollenanzeige ansprechend gestaltet, dennoch lassen sich nur wenige Möglichkeiten aus der Diplomatie aufbauen. Neben dem klassischen Nichtangriffspakt, Handelsverträgen und diversen Forderungen gibt es nicht wirklich viel zu sehen und zu taktieren. Nichtmal das Anpassen seiner Vorschläge funktionieren gänzlich. Wieso kann ich für einen Nichtangriffspakt mit einem schwächeren Reich nicht noch zusätzlich Gold verlangen? Oder wieso kann mein eigener Vasall angegriffen werden, ich selbst aber nicht wirklich eingreifen in diesen Krieg als Lehnsherr meines Vasallen`? Auch lässt sich das Heiraten nicht wirklich leicht von der Hand eines Crusader Kings 3 würdig gestalten. Zwar ermöglichen Ehen eine Art Bündnis, doch bis ein Land wirklich eine Hochzeit zustimmt, hat meist der eigene Herrscher automatisch sich eine Adelige gesucht, um nicht ohne Erben dazustehen. Auch ist es ebenso nicht möglich ein wirkliches Bündnis einzugehen, da hierbei lediglich Verteidigungspakte gegenüber Nachbarn gegründet werden können oder Invasionspakte um sich auf einen Angriff vorbereiten zu können. Also während mein Diplomat ein Verteidigungspakt gegenüber Schottland mit Irland hat, so greift Irland nicht ein – wenn England jedoch angreift. Dies ist zwar historisch plausibel, dennoch erschwert es die Diplomatie spielerisch unnötig und bläht das System dahingehend auf. Auf der anderen Seite wiederum ist es auch eine taktische Erfrischung, dass man schlau die Nachbarn einschätzen muss und das eigene Reich nicht nur aus Diplomaten bestehen kann.
Multiplayer im Test
Abschließend kommen wir nun kurz zum Multiplayer. Dieser ist umfangreich, ebenso in den Einstellungen gehalten und lässt viele Möglichkeiten offen. Hierbei können bis zu 6 Spieler gemeinsam oder gegeneinander um die Vorherrschaft in Europa kämpfen. Ebenso sind auch kleine Partien dank Zeitlimit oder Einstellmöglichkeiten im kleinen Sieg Bereich möglich. Somit lässt sich auch entspannt an einem Wochenende ein Spiel bewerkstelligen. Ebenso positiv hervorzuheben sind die Möglichkeiten als besiegter Spieler ein anderes Reich wählen zu können, während die anderen noch ihre Startreiche haben, um nicht als Zuschauer abgestempelt zu werden. Auch ist der Multiplayer simultan und jeder kann sein Reich verwalten ohne auf die anderen Spieler warten zu müssen. Schön ist hierbei, dass wenn einer der Spieler auf die Pausentaste drückt, für alle das Spiel pausiert wird und in Ruhe überlegt oder das stille Örtchen aufgesucht werden kann. Weniger gut, welches wahrscheinlich für die bessere Spielbarkeit geschuldet ist, ist die Tatsache, dass die Schlachten nicht ausgetragen werden können und nur automatisch durchgeführt werden. Dies erschwert ein wenig das Spielen gegen eine KI, die oftmals zu Beginn mehr Truppen ins Feld führt. Wie in Total War Truppenverbände oder Armeen an Mitspieler zu verteilen, ist dadurch nicht möglich.
Fazit und Wertung
Für Einsteiger sowie Veteranen, die ein weniger komplexes Spiel suchen, mehr Fokus auf Wirtschaft legen und dem Verbessern der Ländereien, jedoch nicht unbedingt eine Bibel zum Erlernen wälzen wollen. Lieber auch mal gerne eine entspannte schnelle Partie in dem Genre spielen möchten, ist es eine klare Kaufempfehlung. Beachtet jedoch in Schlachten noch die recht schwache und nicht intelligente KI, die wiederum gut auf der Strategiekarte agiert und auch herausfordernd ist. Ich kann mir vorstellen, dass die KI in kommenden Patches in Gefechten nachgebessert wird.
Für Fans des Vorgängers ist ebenso ein Blick zum Kauf wert, sollte aber mit Vorsicht bedacht sein, wenn man schon viel im ersten Teil Zeit verbracht hatte und man eher mit einem Knights of Honor 1.5 zufrieden ist. Ein kompletter Nachfolger ist es in dem Sinne nicht gänzlich geworden. Wem aber hierbei die gute Menüführung und vor allem die grafische Verbesserung zusagt – kann bedenkenlos zugreifen.
Veteranen, die eine hohe Herausforderung suchen, mit komplexer Diplomatie und gerne tief in Taktiken sowie Strategien sich hineindenken und auch mit einem Lächeln die Paradox Interactive Titel spielen – empfehle ich den Kauf nicht. Schnell könnte so manch ein Profi von den seichteren Mechaniken und weniger Excel Tabellen unterfordert werden und schnell das Spiel zur Seite legen um sich wieder Paradox und andere Schwergewichte zu frönen. Hierbei gilt auf Patches und eventuell kommende Erweiterungen zu achten, die das Spiel eventuell ausbauen und verbesserte Kernmechaniken hinzufügen.
Die Multiplayer Liebhaber, die gerne sich an einem Wochenende treffen und neben Pen und Paper Abende auch mal sich in taktische virtuelle Strategien stürzen wollen – ist ebenso eine Kaufempfehlung vorhanden. Der Multiplayer geht gut von der Hand und dank den simultanen Zügen und den interessanten Möglichkeiten seine Mitspieler mit Spionen zu ärgern oder untereinander geheime Allianzen zu schmieden ist der ein oder andere Spaß vorprogrammiert. Dennoch sollten große Herausforderungen oder Komplexität gegenüber der KI hierbei nicht gesucht werden.
So habet Dank, gehabt euch wohl und bis zum nächsten Artikel oder Video – Euer Yorick Aurelius